Deipenau von Wassel


 

 

    

     

  

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Die Vicedomini von Hildesheim 1080-1287

Edelherren von Depenau  - Grafen von Wassel

Recherchiert & aufgeschrieben von

Detlev E. Deipenau

 

Statt eines Prolog 

Möge es  jemandem besser gelingen, die bis heute gefundenen Daten und Geschichten der Familie Deipenau  in eine Reihe zu bringen, die es mit mehr als an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mit der honorablen Dynastie der Edelfreien von Depenau, Grafen von Wassel  verbindet.

Ich hoffe, dass diese kurze Exkursion durch die Geschichte und Geschicke der Familie den einen oder anderen Leser anregt, entweder dort weiter zu machen wo ich aufgehört habe, oder aber -falls es sich nicht um ein Mitglied der hier beschriebenen Familie handeln sollte, seine oder ihre Wurzeln zu erkunden.

 

Der Name

Der Name DEIPENAU in seiner jetzigen Form findet erstmalig Erwähnung in einem Verzeichnis von Landbesitzern in den Orten Othfresen/Heißum am Harz gelegen, aus den Jahren 1563-1571. Da in einigen alten Büchern und Urkunden  sowohl die Schreibweise Deipenau als auch Depenau vereinzelt und bunt gemischt vorkommt, es sich hierbei aber um den gleiche Wortstamm handelt, ist davon auszugehen, dass es sich zum einen um eine im Harzer Vorland übliche Idiomisierung der ursprünglichen Schreibweise DEPENAU handelt, wie sie in der Gegend um Burgdorf/Lehrte/Hildesheim, dem Stammland eines Dynastengeschlechts „von Depenau“, üblich war; zum Anderen waren in den "niederen" Bevölkerungsschichten -und dazu gehörte auch der Landadel- die Wenigsten schreibkundig. Auch variierten die Dialekte manchmal schon von Dorf zu Dorf. An eine einheitlichen oder verbindlichen Schreibregelung konnte zu dieser Zeit noch nicht gedacht werden.   Eine lateinisierte Variante DEPENOVE -wie auch beim mittelalterlichen Landadel usus- findet sich in Urkunden und auf Siegeln sowohl im bischöflichen Archiv von Hildesheim, als auch im Archiv des Kloster Loccum. Eine weitere Variante dieser lateinisierten Form benennt das oben erwähnte Gebiet um Burgdorf. Dieses Gebiet wurde auch als "Herschop DEPENOVE" bezeichnet.

In einer Karte aus dem "Historischen Weltatlas von 1885" findet sich -eingeschlossen vom Herzogtum Braunschweig-Lüneburg und an die Grafschaft Wunstorf grenzend- die "Herrschaft Depenau". Leider ist hier keine Datierung der Karte angegeben.

Nun ist der Name Deipenau sehr selten und mit all seinen Varianten bis weit in das 19. Jahrhundert ausschließlich im niedersächsischen Raum zu finden, weshalb eine grobe genealogische Rückverfolgung relativ einfach war (wobei die Betonung auf relativ liegt!). Vor allem aber war dies möglich, weil die Deipenau bzw. Depenau,  eine nicht unbedeutende Rolle im niedersächsischen Raum gespielt haben.

Über die Zusammenhänge zwischen den Namen Depenau/Deipenau lässt sich allerdings nur spekulieren. Während die Depenau-Variante hauptsächlich im Raum um Burgdorf vorkommt, waren die Namensträger der Deipenau-Variante hauptsächlich im Raum Salzgitter beheimatet. 

 

Die Herrschaft Depenau

Umgeben vom Herzogtum Braunschweig-Lüneburg und im Westen an die Grafschaft Wunstorf grenzend

 

Erste Erwähnung

 

Die Wurzeln des Dynastengeschlechts der Edelherren von Wassel, und damit die Wurzeln der Deipenau, reichen mit der Geburt eines Edelherren Bernhard I.  bis ins Jahr 1080 zurück. Dieser Bernhard I. von Wassel heiratete um 1100 herum. Wen, das wissen wir nicht. Seine Frau jedenfalls gebar ihm mehrere Söhne. Unter anderem einen namens Cono. Bernhards ältester Sohn, Bernhard II. von Wassel, heiratete Frideruna von Veckenstedt***, während ein dritter Sohn, Hermann, zuerst Abt und dann Bischof von Hildesheim wurde.  

Mit Bernhard II. teilte sich die Dynastie. Während  seine Kinder den Namen von Wassel in der Folge mit Konrad II.  –Konrad I. scheint ein schon als Kind verstorbene Bruder Bernhard II. gewesen zu sein-beibehielten, wird Cono in alten Urkunden mal mit dem Zusatz „von Hotteln“ oder „von Arbergen“ (alles Ortschaften um Hildesheim)  erwähnt.  Beide dieser Namenszusätze setzten sich mit Cono II. fort, obgleich eine Schwester Cono’s II. in Urkunden die Grafen von Roden-Limmer betreffend, bereits als Cunnigunde von Depenau benannt worden ist.

Stehend bekam der Zusatz  „von Depenau“ allerdings erst mit einem weiteren Cono. Dieser Cono III. heiratete eine Lutchardis von Hessenem. Aus dieser Ehe ging als vermutlich einziger männlicher Nachkomme, Dietrich I. von Depenau hervor. Diese Linie setzt sich mit der Heirat Dietrich’s I. mit Helena von Westen fort. Aus dieser Ehe gingen die Kinder Dietrich II. von Depenau, der früh verstarb, sowie die weiteren Söhne- Volrad  und Heinrich von Depenau-  und einer Tochter, Luitgardis, hervor.

* Heinrich von Depenau, so wird vermutet,   (*1231) verstarb nach 1243 in Ostpreußen, Luitgardis (manchmal auch Lutchardis) von Depenau vermählte sich mit einem „Ritter Heinrich von Wanneberg“……..und Volrad (1231-1283) blieb anscheinend unverehelicht und ohne Nachkommen. Damit starb diese Linie der Edelherrn von Depenau aus.

**Konrad II. von Wassel heiratete Adelheid von Loccum-Hallermund. Mit ihr hatte er einen Sohn, Adolf, der noch als Kind verstarb, und zwei Töchter. Fritherun wurde Nonne, Adelheid von Wassel heiratete Graf Bernhard II von Ratzeburg und, nachdem dieser verstarb, Adolf von Dassel. Mit dem ersten ihrer Ehegatten hatte sie einen Sohn, Bernhard II. von Ratzeburg. Dieser verstarb noch als Kind (1199) kurz nach dem Ableben seines Vaters (1198). Damit starb die „Ratzeburger“ Linie, ebenfalls aus.

Somit ging das Erbe der Grafen von Ratzeburg, also der holsteinischen Besitzungen der Grafen von Ratzeburg, an Adelheid von Wassel,  und damit erklärt sich wohl auch die Namensgebung eines –im 16. Jahrhundert durch Erbteilung - und den Namen Depenau dort etablierenden- Landgut Depenau bei Stolpe.

(*) Hier widersprechen sich sowohl der Geh. Legationsrat von Alten in seinem Essay „Urkundliches über die Edelherren von Depenau“ indem er seiner Aussage, dass Heinrich von Depenau dem Deutschen Ritterorden beigetreten, bzw. angehört haben soll, wenn er das Geburtsdatum von Heinrich von Depenau zwar kurz nach der Hochzeit seiner Eltern legt, seinen Tod aber „nur“ 12 Jahre später angibt! Leider wird diese Aussage von der Akademie der Wissenschaften in der Universtät Göttingen herausgegebenen Schriftenreihe „Germania Sacra“ übernommen. Hinzu kommt, dass Heinrich, nach seinem vermeintlichen Tod nach 1243, noch zweimal in Urkunden des Stifts Hildesheim, als Zeuge auftritt.

Es lässt sich also bezüglich der Lebensgeschichte von Heinrich von Depenau, nichts Genaues sagen. In diesem Zusammenhang darf allerdings als festgemacht gelten, das Heinrich von Depenau irgendwann im jungen Mannesalter verstarb.

(**) Konrad II. von Wassel  verstarb am 23. Mai 1176 oder 1178. Männliche Nachkommen hatte er –nach den frühen Tod von Adolf- nicht. Sein Erbe ging vermutlich, und wie es seinerzeit  üblich war- zum grösseren Teil an seine Tochter Adelheid, und somit an den Grafen Bernhard I. von Ratzeburg. Nachdem Bernhard von Ratzeburg verstarb, und Adelheid –mit all ihrem Ratzeburger und Depenauer Besitz- den Grafen Adolf von Dassel ehelichte, blieben vermutlich der eine oder andere Hufen der ehemals Veckenstedter Grafschaft aus dem –wie immer geteilten Ur-Besitz der Edelherrn von Veckenstedt, im Besitz deren Erben; unter anderem vieleicht auch von Volrad von Depenau.

Grundsätzliches und historisch Verbrieftes lässt sich also aus den vorliegenden Daten der Edelherrn von Wassel, bzw. der sich aus diesem Geschlecht heraus entwickelden Dynasten von Depenau, nicht unbedingt ersehen. Allerdings finden sich in allen bisher bekannten Schriften,  Gemesamkeiten bezüglich beider Linien, sowohl  von Wassel, als auch von Depenau:

 Zu berücksichtigen dabei ist aber, dass die Linie „von Wassel“  mit dem Extingt der männlichen Linie nach Konrad II. ausgestorben ist, und sich nur in der femininen Linie mit Adelheid von Wassel fortgesetzt hat. Hier konnten aber –bisher- keine für uns bedeutenden Nachfahren  eruiert werden.

Allerdings erklärt sich nach Adelheids zweiter Verehelichung mit dem Grafen von Ratzeburg, wie der Name Depenau –als Gut Depenau  (nahe Stolpe)  nach Schleswig-Holstein kam.   

Sucht man aber  nun nach einer schlüssige Erklärung dafür, wie der Name Deipenau in den Salzgau, und damit auch in das Harzer Vorland, gekommen sein mag, kann man wohl nur die „Reste“ der nach dem Tod von Konrad II. verbliebenen, und relativ weit verteilten Besitzungen derer von Veckenstedt***  vermuten, die sich einerseits auf den Letzten des Namens Depenau vererbt, andererseits  eventuell bis in die Familien derer von Dassel, von Hallermund-Loccum, von Weiss-der Geier-von wem-sonst-noch….aufgeteilt haben.

Als gesichert dürften aber die Haupterben gelten, und da dürfte auch Volrad von Depenau –als letzter männlicher Überlebender der alten „von Wassel-Dynastie“ -  als Groß-Neffe des Erben von Veckenstedt (Bernhard II.) ein mehr oder weniger großer Anteil am verbliebenen Besitz derer von Veckenstedt zugefallen sein. Veckenstedt und sein Umland schließt Teile des nord-östlichen Harzer Vorlands ein. Betrachtet man nun einmal die geografischen Zusammenhänge wie oben angeführt,  so ergibt sich daraus ein fast zwangsläufiger Schluss:

Wenn wir also Bernhard II. von Depenau als dynastischen, Erben der Güter „von Veckenstedt“ betrachten, kann es wohl als ziemich sicher gelten, dass er in Teilen seiner Ländereien aus dem Veckenstedt-Erbe,   Bauern seines Vertrauens –vieleicht sogar aus den ursprünglichen Burgdorfer/Hildesheimer Gütern der Edelherren von Depenau- entweder dorthin umgesiedelt haben, oder aber,  das Bauern aus dem ehemals Veckenstedter Besitz,  zum Depenauer Besitz kamen und so als „die Depenauer“ zu ihrem Namen kamen. Hier schließt sich dann der Kreis.....könnte man meinen


Wie bereits oben erwähnt, heiratete Bernhard II. von Wassel die einzige Tochter des Grafen Walo von Veckenstedt, Frederun mit Namen, um das Jahr 1130. Da Walo bereits 1226 verstarb (er wurde ermordet, was in jenen Zeiten ja nicht gerade selten vorkam) und Frederun anscheinend Walo‘s einziges Kind war, ging das Veckenstedter Erbe als „Morgengabe“ in den Besitz von Bernhard II. über. Bernhard II. verstarb 1155 auf der Rückkehr vom Kreuzzug in Italien. Als Erbe gilt sein einziger Sohn Konrad II. der wiederum kinderlos verstarb. Dadurch dürften -wenn auch nicht der gesamte Besitz von Bernhard II. so doch –zumindest Teile dieses inzwischen auf ein recht beträchtliches Stück des heutigen Niedersachsen, an die Bruder-Familie (Cono II. von Depenau) gegangen sein. Wie verschiedene Historiker bereits festgestellt haben, ist der Depenauer Besitz unter Cono II. am größten gewesen. Anzunehmen ist, dass dies nicht zuletzt am Erbe der Veckenstedter Ländereien und Güter gelegen haben dürfte.
Von Cono II. wissen wir nicht, wen er zur Frau genommen hat. Allerdings wissen wir von einem Sohn Cono III. der mit einer Lutchardis von Hessenem (Hessen?) vermählt gewesen sein soll, die ihm einen Sohn, Dietrich I., gebar. Weitere Kinder sind uns nicht bekannt.
Dietrich I. vermählte sich mit Helena von Westen, die ihm eine Tochter und drei Söhne gebar.
Die Tochter, nach der Großmutter Lutchardis benannt, verheiratete sich mit dem Ritter Heinrich von Wannebergen. Nachkommen aus dieser Verbindung sind uns ebenfalls nicht bekannt.
Der erste Sohn, Dietrich I. verstarb bereits im Kindesalter. Blieben ihm noch zwei Söhne, Heinrich und Volrad.
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Fortsetzung folgt